Am 26.06.2017 trafen sich Vertreter der Berufsfischer, der Angelfischer, des Naturschutzes sowie der Wasserwirtschaft mit Reinhold Pix (MdL) um mit Ihm über das Thema Aquakulturen im Bodensee zu diskutieren.

Das Treffen fand in der Fischerei Knoblauch in Unteruhldingen statt.

Anwesend waren:

  • Reinhold Pix (tourismus- und tierschutzpolitischer Sprecher der Grünen Fraktion) (MdL)
  • Edgar Lamm (Bürgermeister Unteruhldingen)
  • Elke Dilger (1. Vorstand Verband Badischer Berufsfischer am Bodensee e.V.)
  • Andreas Knoblauch (Berufsfischer Unteruhldingen)
  • Reto Leuch (Schweizer Berufsfischer)
  • Antje Boll (BUND Regionalverband Bodensee Oberschwaben)
  • Dr. Roland Schick (Sprecher des Labors der Bodensee Wasserversorgung)
  • Bertram Wanner (Präsident ASV Konstanz)
  • Thomas Lang (Referent für Naturschutz des LFVBW und Naturschutzwart des ASV Konstanz)

Nachfolgend werden die wichtigsten Punkte der Diskussion dargestellt:

Pix stellt klar das die Bestrebungen zum Thema Aquakultur entstanden sind um die durch den Wandel des Bodensees bedingten Rückgänge der Erträge aufzufangen. Natürlich müssen die Risiken so Pix sorgfältig abgewägt werden. Wenn für die Berufsfischer die Aquakultur im Bodensee nicht in Frage komm, was ist es dann?

  • Aquakultur an Land in Kreislaufanlagen
  • Umstellung auf dynamischere Bewirtschaftung am Vorbild der bayrischen Seen orientiert
    Dort wird mit Probebefischungen und Altersbestimmung die Maschenweite ermittelt mit der gefischt werden darf. Anpassung an die jeweilige Fangsituation erfolgt in sehr kurzen Zyklen

Generell wird seitens der Berufsfischer der Sinn einer Aquakultur nicht gesehen. Fehlmengen werden heute auch durch Zukauf von Ware aus Aquakultur ausgeglichen. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen das die überwiegenden Mengen aus Europa kommen. Preislich hätten Zuchtfische aus dem Bodensee wohl kaum einen Vorteil und sind somit auch wenig attraktiv, betrachtet man die Risiken mit.

Zum Vergleich herangezogene Fischzuchten in Seen in zum Beispiel Norwegen scheinen keine geeignete Basis darzustellen:

  • Größe und sonstige Nutzung der Seen
  • Wasserchemie
  • Temperaturverhältnisse

Außerdem ist zu beobachten das auch in Norwegen neue Anlagen nicht mehr oder nur schwer genehmigt werden.

Das Gebiet in dem die Netzgehege geplant sind liegt zu 100% im FFH Schutzgebiet. Ist hier eine Genehmigung überhaupt möglich?

Eltern- und Besatzfische

  • Neben dem Aufbau der Netzgehege muss auch die Produktion der Besatzfische sichergestellt werden. Um Besatzfische zu erzeugen muss in entsprechend großen Anlagen aus einem Elterntierstamm Laich produziert werden. Dieser wird dann bis zur besatzfähigkeit in den Netzgehegen weiter vorgestreckt.
    In den Fischbrutanlagen können diese Mengen nicht erzeugt weden ohne andere Aufgaben die dem Naturschutz dienen einzustellen.
  • Als Elterntierstamm wurde in entsprechenden Untersuchungen das Sandfelchen als geeignet ermittelt. Das Sandfelchen ist aber eine Felchen Art die nicht in großen Schwärmen auftritt. Es stellt sich die Frage wie diese Art sich in großen Netzgehegen verhält.
    Wurde die Art entsprechend züchterisch verändert ist es als kritisch zu betrachten wenn dieser Stamm in die freie Wildbahn gelangt und sich dort mit den natürlich vorkommenden Arten vermischt.
  • Genshift oder auch Gendrift ist bei Fischen eine bekannte Problematik. Im Zusammenhang stehende Fragen sind noch nicht ausreichend dargelegt worden
  • Besatzfische werden geimpft. Dies ist aber nur gegen eine geringe Zahl von Krankheiten möglich. Bei Auftreten von Krankheiten müsste der komplette Bestand gekeult werden da der Einsatz von Medikamenten im Gewässer in diesem Fall nicht möglich ist. Es wird bezweifelt das im Ernstfall die finanziellen Interessen hinter den Naturschutz gestellt werden.

Netzgehege generell

  • Optik
    Natürlich sind die Netzgehege im See schon von weitem sichtbar. Frage ist was unsere Gäste am See sagen wenn Sie von der Birnau aus Netzgehege sehen
  • Bewuchs
    Aufgrund der guten Sichttiefe im See ist damit zu rechnen das auch in den Tiefen in denen die Netzgehege sich befinden Bewuchs auftritt. Aufgrund der Größe der Gehege können diese nicht zur Reinigung entnommen werden. Auch kann kein Kupfer oder andere Chemikalien eingesetzt werden um Bewuchs zu verhindern. Es wurde bisher noch nicht dargelegt wie dieses Problem gelöst werden kann.
  • Freisetzen von Fischen
    Es ist unvermeidlich das Fische aus den Gehegen entkommen. Sei es bei der Entnahme, dem Besatz oder durch Beschädigung. Frage ist wie sich die freigesetzten Fische auf den wilden Genpool auswirken. Siehe Genshift oben.

Ausscheidungen und Futtermittel

  • Die Fische in den Netzgehegen müssen gefüttert werden. Dazu müssen natürlich erhebliche Mengen Futtermittel in das Gewässer eingebracht werden. Um die gewünschten 500 Tonnen Fisch zu erzeugen müssen erhebliche Mengen Futter eingesetzt werden. Davon wird ein bestimmter Prozentsatz ungenutzt im Gewässer bleiben. Auch dieser Anteil wird nicht gering sein.
    Auswirkungen können nur schwer getestet werden und wurden bisher noch nicht simuliert.
  • Die Ausscheidungen der Fische gelangen natürlich ebenfalls in das Gewässer. Es ist noch nicht simuliert wie die Auswirkungen sein werden. Praktische Tests würden nur über einen langen Zeitraum und in entsprechendem Umfang Sinn machen, was wohl nicht diskutabel ist.
  • Netzgehege sind in Bereichen des Sees geplant in denen an mehreren Stellen Trinkwasser entnommen wird. Auswirkungen auf die Trinkwassernetnahme sind nicht abzuschätzen.

Im Anschluss an das Treffen sind zwei Artikel in der lokalen Presse erschienen: