Der Bodensee ist in den letzten Jahren wieder sauber geworden. Dass sich die Fischbestände in der Folge verändert haben, ist den Anglern nicht verborgen geblieben. Kretzer und Weißfische gibt es weniger, auch wachsen die Fische schlechter ab. Felchen, Seeforelle und Saibling hingegen gibt es wieder mehr als in den 70iger und 80iger Jahren. Ein Fachmann informiert im folgenden bericht über die Hintergründe:

Aus der Festschrift zum 100jährigen Bestehen des ASV Konstanz
von Dr. Rainer Berg Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg/ 88085 Langenargen

Bis zu Beginn der Eutrophierung in den fünfziger Jahren war der Bodensee ein typischer nährstoffarmer Voralpensee. Sein damals geringer Nährstoffgehalt mit etwa 5 bis 6 mg Phosphor / m³ stieg ab Mitte des letzten Jahrhunderts in rund zwanzig Jahren jedoch auf ca. 90 mg P / m³ an und führte zu den häufig beschriebenen Eutrophierungserscheinun gen, die mit dem starken Kraut- und Algenwachstum im Flachwasserbereich auch für den Nichtfachmann deutlich erkennbar waren. Die absterbenden Pflanzen verschlammten den Seegrund, führten neben der Substratänderung zu Sauerstoffdefiziten.

Bodensee

Der Obersee gehört vom Typ her zu den nährstoffarmen Voralpenseen. Foto: Carsten Arbeiter

KaulbarschNeubürger Kaulbarsch und führten in der Folge zu Beeinträchtigungen und Veränderungen der Fischbestände. Unter anderem war die Entwicklung der Felcheneier am Seeboden behindert und der Felchenbestand musste verstärkt durch die Eierbrütung in den Brutanstalten gestützt werden. Demgegenüber fanden zahlreiche, zuvor im See eher weniger typische oder weniger häufige Cypriniden (Arten aus der Familie der Karpfenfische) bessere Lebens- und Aufwuchsbedingungen. Aus dieser Entwicklung resultierten Massenvorkommen von Brachsen und Rotaugen, aber auch der Flussbarsch nahm stark zu. Die mit dem Bau zahlreicher Kläranlagen bereits in den frühen siebziger Jahren eingeleiteten Reinhaltebemühungen für den Bodensee waren außerordentlich erfolgreich. Der Nährstoffgehalt, der im Gewässer entscheidend durch den „Minimumstoff “ Phosphor bestimmt wird, ging nahezu genauso schnell zurück wie er zuvor angestiegen war. Heute (2006) ist der Nährstoffgehalt mit 8 mg P / m³ wieder so niedrig wie Mitte der fünfziger Jahre. Diese Veränderungen im Chemismus des Sees bildeten sich im resultierenden Fischbestand sehr klar ab. Grafisch lässt sich dies gut auf der Grundlage der Fangstatistik der Berufsfischer darstellen. Diese Statistik reicht am Bodensee mittlerweile fast hundert Jahre zurück und dürfte damit eine der ältesten Fischereistatistiken der Welt sein. Auch wenn die statistische Aufzeichnung der Fänge kein exaktes Bild der Bestandsgröße von einzelnen Fischarten geben kann, so spiegeln deren Häufigkeiten im Fang der Fischer deren Bestandsentwicklung doch recht gut wider. Zusammen mit ergänzenden Stichproben aus unterschiedlichen Untersuchungen lässt sich ein verlässliches Abbild für das Geschehen im See bekommen.